Siegling Letter 5
- Cite this page as
- "Siegling Letter 5". In A Comprehensive Edition of Tocharian Manuscripts (CEToM). Created and maintained by Melanie Malzahn, Martin Braun, Hannes A. Fellner, and Bernhard Koller. https://cetom.univie.ac.at/?sgl_letter_5 (accessed 17 Apr. 2025).
- Type
- letter
- Script
- handwritten
- Author
- Emil Sieg
- Recipient
- Wilhelm Siegling
- Place
- Kiel
- Date
- 1919-05-18
- Transcription by
- Bernhard Koller, Anna June Pagé
Summary
Sieg discusses various obstacles preventing him from joining Siegling in Berlin in order to finish their manuscript, including budgetary restrictions, Sieg's workload in Kiel, as well as the political climate in Berlin conditioned by the war. He briefly mentions his research on the Tocharian A numerals without providing any particulars. Finally he comments on the current activities of various colleagues, including F. W. K. Müller's and Albert von Le Coq's work on Old Turkic.
Remarks
Images
Images provided by Prof. Dr. Thomas Oberlies and Pratik Rumde from the Seminar für Indologie und Tibetologie of the Georg-August-Universität Göttingen.
Transcription
a1erl
a2Herrn Dr. Wilhelm Siegling
a3Berlin Friedenau
a4Offenbacherstr. 5
c1Kiel d. 18/ 5. 19.
c2Esmarchstr. 70
c3erl
c4Lieber Siegling,
c5haben Sie besten Dank für Ihren Brief! Was Sie mir
c6da über Ihre neuen Gehaltsverhältnisse schreiben, klingt ja we¬
c7nig erfreulich: mit 2000 M ist unter den heutigen Verhältnissen
c8ja nicht auszukommen! Aber Sie haben recht, man muss froh
c9sein, wenn man überhaupt noch etwas bekommt. Auch was
c10Sie mir weiter aus Ihrem Gespräch mit Lüders berichten,
c11will mir nicht gefallen. Mit 500 M. reicht man in Berlin,
c12wenigstens wenn man dort so lebetn muss wie ich, d.h. lediglich
c13auf Hôtel u Restaurants angewiesen, höchstens 3 Wochen. Es
c14scheint mir aber ausgeschlossen, dass wir in 3 Wochen den
c15Text für den Druck fertig schaffen. Einstweilen wäre übri¬
c16gens garnicht daran zu denken, dass ich nach Berlin kom¬
c17men könnte, da ich ja hier meine Vorlesungen habe u. ausser¬
c18dem als Prorektor auch für die Verwaltungsangelegenheiten
c19der Universität dringend notwendig bin. Vorläufig wird
c20uns daher nichts weiter übrig bleiben als zu warten bis wie¬
c21der Ferien sind. Freilich könnte das unter Umständen
c22eher kommen, als wir jetzt annehmen, wenigstens scheint
c23es ja nach dem jüngsten Beschluss beim Charlottenburger Poly¬
c24technicum als wäre der Eintritt der Studierenden in die
jetzt unbedingt geboten. Dann wäre aber anderer¬
c26seits auch wieder nicht daran zu denken, dass ich nach Berlin
c27kommen könnte, denn wenn uns bei Verweigerung der Frie¬
c28densbedingungen die Entente mit verschärfter Blockade
c29kommt, würde das Leben in Berlin für unsereins wohl
c30ganz unmöglich werden. – Auf jeden Fall will ich vorläufig
d1hier ruhig an der toch. Grammatik weiterarbeiten. Ich
d2habe augenblicklich gerade die Zahlwörter vor u. werde Ihnen,
d3sobald ich damit fertig bin, die Zusammenstellung zuschicken,
d4damit Sie sich auch gleich darüber informieren können. Die
d5Sache ist garnicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick aus¬
d6sieht. Leider bin ich momentan wieder durch eine Dr. Arbeit
d7behindert, die mir eingereicht wurde u. die ich nun genau durch¬
d8prüfen muss. – Die Hallenser Konferenz ist nach 2xiger Verschie¬
d9bung neuerdings auf 3-5 Juni festgesetzt, also für die Woche vor
d10Pfingsten. Es ist also ev. damit zu rechnen, dass ich auf der Rück¬
d11reise Berlin berühre u. ich würde Sie dann natürlich gerne sprechen.
d12Sicheres kann ich aber vorläufig darüber noch nicht sagen. – Sie
d13schrieben mir, dass F. W. K. mit Uigurica III beschäftigt ist: hat er noch
inzwischen
d14neue Sagen dazu bekommen? Das wäre ev. auch für uns wichtig, fragen
d15Sie ihn doch bitte danach, ev. könnte er mir
! vielleicht die deutschen
d16Übersetzungen der Texte, die er bearbeitet, zugehen lassen. Lecoq druckt
d17also manichäische Texte: schön wäre es, wenn er sich nochmals mit
d18der Maitrisimmit beschäftigte, denn ich bin fest überzeugt, dass daraus
d19noch allerlei für uns abfallen könnte. – Nach Leipzig scheint
d20ja nun doch Hertel zu kommen, Konow wird sich unter diesen
d21Umständen besonders freuen, dass Hamburg Universität geworden ist.
d22Wir haben hier in Kiel jetzt wenig Studenten, schwerlich über
auffallend
d231500, offenbar macht sich der Einfluss von Hamburg schon stark
d24geltend, abgesehen davon, dass natürlichKiel u. s. Mariners jetzt im ganzen
d25Reich verhasst sind. Ich habe übrigens meine 3 Vorlesungen mit
d26je 3 Hörern besetzt, eine Zahl mit der ich zufrieden sein kann, d
a
d27die klass. Philologen auch nur ganze 12 Hörer haben!
d28Bitte grüssen Sie alle Freunde herzlich, insbesondere die
d29aus dem Museum u. vom Turfantisch. Es hat mich doch gefreut
d30die Herren damals alle in Berlin gesehen zu haben. Auch Ihrer
d31Frau Gemahlin bitte ich mich, u. selbstverständlich auch meine
d32Frau, bestens zu empfehlen.
d33Treulichst Ihr
d34E. Sieg
Index
People
Johannes Hertel: d20
Sten Konow: d20
Albert von Le Coq: d16
Heinrich Lüders: c10
Friedrich W. K. Müller: d13
Emil Sieg: d34
Emil Sieg's wife: d32
Wilhelm Siegling: a2
Marie Siegling (née Reinhardt): d31
Primary literature
Maitrisimit: d18
Bibliography
Müller, Friedrich Wilhelm Karl. 1922. “Uigurica III, uigurische Avadāna-Bruchstücke (I-VIII).” Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften Jahrgang 1920 (1922), Nr. 2.
Sieg, Emil, and Wilhelm Siegling. 1921. Tocharische Sprachreste, I. Band. Die Texte. A. Transcription. Berlin/Leipzig: de Gruyter.