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Siegling Letter 2

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"Siegling Letter 2". In A Comprehensive Edition of Tocharian Manuscripts (CEToM). Created and maintained by Melanie Malzahn, Martin Braun, Hannes A. Fellner, and Bernhard Koller. https://cetom.univie.ac.at/?sgl_letter_2 (accessed 27 Apr. 2025).

Type
letter
Script
handwritten
Author
Emil Sieg
Recipient
Wilhelm Siegling
Place
Kiel
Date
1911-10-30
Transcription by
Bernhard Koller, Anna June Pagé

Summary

Sieg expresses his displeasure at Georg Reimer's refusal to print their upcoming text edition on higher quality paper and suggests steps to reverse the publishers decision. He further discusses recent discoveries regarding the Tocharian lexicon based on a Sanskrit-Tocharian B bilingual text from the Paris collection he received from Antoine Meillet.

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Transcription



a1Wortbed. nach B.f.

a2Herrn Dr. W. Siegling
a3z. Z. Erfurt
b1{illegible} . . Prof. E. Sieg, Kiel, Esmarchstr. 70
c1Kiel 30 Oct. 1911

c2Esmarchstr. 70

c3Lieber Siegling,

c4haben Sie besten Dank für Ihre
c5Mitteilung Georg Reimer betreffend, die frei¬
c6lich nicht sehr erfreulich ist. Ich meine,
c7wir dürften uns das nicht so ohne Weiteres
c8gefallen lassen. Nach meiner Erinnerung
c9war doch damals bei der gemeinsamen
c10Besprechung im Frühjahr nur davon
c11die Rede, dass die Tafeln in dem bewuss¬
c12ten Papier hergestellt werden müssten,
c13nicht aber der übrige Text. Ich sehe
c14auch absolut nicht ein, weshalb das
c15Papier gerade bei unserem Werk ver¬
c16braucht werden muss. Ist denn über¬
c17haupt schon verrechnet wie viel Müller
d1für s. Text gebraucht? Zunächst
d2ist doch das Papier nur für den be¬
d3stimmt gewesen. Schliesslich wird
d4doch auch für «die Tafeln von» Toch. Sprachreste II
d5eine ganze Masse dieses Papiers
d6gebraucht werden müssen. Stecken
d7Sie sich doch jedenfalls hinter die
d8Herren vom Turfancomité, vor allem
d9hinter Lüders ( u (durch ihn) u Schulze, Sie
d10können ihnen ja sagen, dass ich mich
d11mit Händen u Füssen gegen das Format
d12u. vor allen gegen das Papier für den ge¬
d13druckten Text wehrte, das das Lesen
d14ja geradezu zur Qual machen müsse
d15u. s. w.

d16Vorgestern bekam ich übrigens durch
d17Meillet auch die 2te Bilingue, den mediz.
d18Text, zugeschickt, der für uns manche recht
d19nützliche Bedeutungen bringt, wie
d20z. B. arkwiññe = śvetatva, adj. ārkwi
d21(cf. unser ārki, ārkyandh etc); krośśaññe
d22= śītatva, (was also zu meiner Deutung
d23von krośśe u. s. w. stimmt); alāsaṃññe
d24= ālasya (cf. unser ālāsune); astaraṃñe
d25= viśuddhi zum adj. āstre (cf. unser ās̝«ḍ→d»har «u. s. w.»);
d26swaro-na = madhura (cf. unser swār von mir
d27schon so gedeutet), raskaro-na = tikta „bitter“
d28(cf. unser raskri) leśpa = kapha „Phlegma“ (bei
d29uns leśpadhātu neben wantadhātu („das schlei¬
d30mige u. windige Temperament“); kuñcidhaṣṣana
d31salywe
= taila (cf. kuñcitṣi s̝alypä); ratrauñe
d32= rāga „Röte“ adj. zu ratreṃ „rot“ (cf. unser ratre);
d33sālyi = Salz «(cf. unser sāle)» u. s. w.

d34Wie geht es Ihnen in Ihrem Urlaub?
d35Hoffentlich bringen Sie sich zu Hause
d36„bei Muttern“ wieder ordentlich auf den
d37Damm. Schade nur, dass Sie jetzt so
d38schlechtes Wetter haben (wenigstens nach
d39Kieler Verhältnissen gemessen, wo es immer
c18fort regnet u. stürmt.). Wann gehen
c19Sie wieder nach B zurück? leider wohl
c20schon in 8 Tagen! – Wir haben hier
c21inzwischen keine angenehme Zeit durch¬
c22gemacht: Wohnungseinrichtung ist na¬
c23mentlich bei Kieler Handwerkern ein
c24übles Stück Arbeit. Jetzt sind wir aber
c25glücklicher Weise über den Berg, d. h.
c26es fehlen freilich immer noch einige Klei¬
c27nigkeiten. Heute beginnen nun meine
c28Vorlesungen, bin gespannt wie der Besuch
c29sein wird.

c30Meine Frau dankt Ihnen nochmals
c31herzlich für das schöne Confect, das
c32ihr auf der Reise sehr zu Statten ge¬
c33kommen ist, ich danke meinerseits noch¬
c34mals für die frdl. Zusendung meiner
c35Zettel, deren Versicherung wohl «gar» nicht nötig
c36gewesen wäre. Im Übrigen hoffe ich recht
c37bald ausführlich von Ihnen zu hören,
c38schicken Sie mir, sobald Sie wieder in B. sind,
c39tüchtig Blätter für unseren Text, ich werde dieselben immer möglichst
c40rasch durchsehen usw, ich denke, wir werden diesen Winter eine flotte Correspondenz zu
d40führen haben. Einstweilen aber nutzen Sie Ihre Ferien noch tüchtig!

d41Empfehlen Sie mich Ihrer Fr. Mutter, leider unbekannter Weise,
d42u. seien Sie selbst herzlichst gegrüsst von Ihren getr. Siegs

Index

Forms in Sanskrit

ālasya: d24

kapha: d28

tikta: d27

taila: d31

madhura: d26

rāga: d32

śītatva: d22

śvetatva: d20

Forms in Tocharian A

ārki: d21

ārkyandh: d21

ārkwi: d20

ālāsune: d24

āṣdhar: d25

kuñcitṣi: d31

krośśe: d23

rätre: d32

räskri: d28

leśpadhātu: d29

ṣälyp: d31

sāle: d33

swār: d26

wantadhātu: d29

Forms in Tocharian B

arkwiññe: d20

alāsäṃññe: d23

astaräññe: d24

astare: d25

kuñcidhaṣṣanasalywe: d30

krośśaññe: d21

ratrauñe: d31

rätreṃ: d32

räskaro-na: d27

viśuddhi: d25

leśpa: d28

sālyi: d33

swaro-na: d26

Manuscript fragments

PK AS 2C: d17

Organizations

Verlagsbuchhandlung Georg Reimer in Berlin: c5

Turfancomité: d8

People

Heinrich Lüders: d9

Antoine Meillet: d17

Friedrich W. K. Müller: c17

Wilhelm Emil Heinrich Schulze: d9

Emil Sieg: b1 d42

Emil Sieg's wife: c30 d42

Wilhelm Siegling: a2 c3

Wilhelm Siegling's mother: d41

Places

Berlin: c19 c38

Erfurt: a3

Kiel: b1 c1 d39 c23

Secondary literature

Sieg and Siegling 1921

Bibliography

Sieg and Siegling 1921

Sieg, Emil, and Wilhelm Siegling. 1921. Tocharische Sprachreste, I. Band. Die Texte. A. Transcription. Berlin/Leipzig: de Gruyter.